H E L D E N B E R G
Bei Kleinwetzdorf

(Produktion 1989)

Tanztheater Susanne Hajdu - Produktion Heldenberg 1989

Künstlerische Leitung und Choreographie: Susanne Hajdu
Organisatorische Leitung: Maria Amschl
Tanz: Friederike Hörandl, Mona May, Susanne Hajdu
Darstellerinnen: Margit Tanzmeister, Evelyn Roboz
Musikerinnen: Cordula Bösze, Andrea Mikulitsch
Licht: Sylvia Auer, Irene Krassnitzer
Kostüme: Ann Wittig
Aufführungsorte: Technisches Museum Wien, Théâtre de Ranelagh, Paris (Einladung des österr. Kulturinstituts)

Das Stück, dessen Titel auf den Heldenberg bei Klein-Wetzdorf (Niederösterreich), wo Feldmarschall Radetzky begraben liegt, anspielt, wurde speziell für den Spielort (Foyer und Maschinenhalle des Technischen Museums Wien - vor dem Umbau!) konzipiert.

Drei in große schwarze Kostüme gekleidete Damen eröffnen den historischen Reigen, legen die weiten Röcke ab und drehen in skelettartigen weißen Gestellen vor der Maschinenkulisse ihre Pirouetten. Die an eine Säule gelehnte goldbestückte Monarchie verliert zunehmend ihr Gleichgewicht um schließlich dumpf in sich zusammenzubrechen...

Julia holt die Puppe aus der ersten Sitzreihe des Publikums. Sie stellt Radetzky als kopflose lebensgroße Figur im eleganten Smoking dar. Er verkörpert zugleich männliche Mythen von Heldentum und romantischer Liebe.
Julia im üppigroten Renaissancegewand bereitet ihm das Bett bis sie ihn unter den Klängen der Tschaikovskysuite zu Romeo und Julia über die Treppen in das nächste Stockwerk der offenen Halle trägt. Sie quert die Maschinenhalle über eine schmale Brücke, während die Tänzerinnen, wie Geister die Gruft, den unteren Austellungsraum mit großen synchronen Bewegungsabläufen einnehmen. Julia entnimmt dem leblosen Körper des Geliebten Zeitungsblätter, diese sinken wie längst vergessene Nachrichten oder leblose Körper monoton in die Tiefe.

"Die Fragen wie weit Weiblichkeit ein Fremdbestimmtes Rollenspiel ist und wo dagegen freie Selbstsetzung beginnt, ob Frauen nur mehr ein Gespenst mit sich herumschleppen, oder ob das Gespenst des Patriarchats durch sich selbst noch mächtig ist, werden sehr stringent und ironisch in das Verhältnis von Räumlichkeiten und Bewegungsformen übersetzt."
(Leander Kaiser in der Zeitschrift für Literatur des Exils und des Widerstands)