V E R F E M T   I M   D R I T T E N   R E I C H

(Produktion 1993)

'Verfemt im Dritten Reich' - Produktion 1993

Valeska Gert und Nelly Sachs - Szenische Collage und Lesung
Lebensskizzen und Rekonstrunktion der Tänze Valeska Gerts und Gedichte von Nelly Sachs

Aufführungsort: Israelische Kultusgemeinde Wien 10.11.1993

Gesamtkonzeption: Susanne Hajdu
Sprecherin: Evelyn Roboz
Tanz: Susanne Hajdu, Maria Salzmann
Klavier: Anna Wagner

Aufführungsort: Begine Kulturzentrum für Frauen Berlin 10.12.1994

Gesamtkonzeption: Susanne Hajdu
Tanz: Susanne Hajdu
Gesang / Mezzosopran: Gisela Theisen
Klavier: Anna Wagner

Die tänzerische Bearbeitung erfolgt auf zwei Ebenen: Die Dekonstruktionen der thematischen und figuralen Arbeit Valeska Gerts und ein aus zeitgenössischen und klassischem Tanz entwickeltes Bewegungsmaterial, das sich zu assoziativen Tanzbildern verdichtet. Dieser Dialog verschiedener Tanzbilder von Susanne Hajdu entspricht einer Entwicklung vom expressiv betonten geschichtenerzählenden Tanz hin zu formalistisch abstrakt wirkendem modernen Tanz. Lieder und Klavierstücke sind Impulse für Bewegungsexperimente.

Klavierstücke von Claude Debussy, Ernst Krenek und Eric Satie, Lieder von Alban Berg

Chor der Wandernden:
Wir Wandernde,
Unsere Wege ziehen wir als Gepäck hinter uns her -
Mit einem Fetzen des Landes darin wir Rast hielten
Sind wir bekleidet -
Aus dem Kochtopf der Sprache, die wir unter Tränen erlernten.
Ernähren wir uns.......

Valeska Gert: Tänzerin und Schauspielerin, geb. 1892, gest. 1978 in Berlin
Die provokante und zeitkritische Arbeit in den 20iger und 30iger Jahren, sowie die Tatsache, daß sie Jüdin ist, beitet Angriffsfläche für nazistische Kritiker. Valeska Gert emigrierte 1936 in die USA und kehrte 1949 nach Deutschland zurück. Bis zu ihrem Tod ist sie aktive Künstlerin, von der Volker Schlöndorff sagt: "Ihre Ästhetik war damals so modern wie heute... sie ging immer von Leben aus, von der Wirklichkeit, die sie bis zur Abstraktion übertrieb."

Nelly Sachs: Lyrikerin, geb. 1891 in Berlin, gest. 1970 in Stockholm, Jüdin, Emigration 1941
Zahlreiche Literaturpreise, Nobelpreis 1966. 1962 erscheint die Gedichtesammlung "Fahrt ins Staublose"
Lyrik: Glühende Rätsel; Späte Gedichte; Teile dich Nacht; Susache nach Lebenden; u.a. Dramen: Zeichen im Sand; Das Leiden Israels; Verzauberung.
Die Gedichte kreisen um die Toten des Krieges und zugrundegegangene Freunde, Atombomber, Flüchtlingsschicksale.
"Sie ist eine Stimme der ermordeten Juden, aber die Judenverfolgung ist nur ein Modellfall der conditio humana und schon ganz der des Menschen unserer Zeit." (Hilde Domin)