EXIL re - vue
EXIL ist mehr als Ortswechsel
EXIL ist Ausgesperrtsein
EXIL ist nie freiwillig, manchmal selbstbestimmt
TANZSTÜCK für eine Ballerina, eine Radfahrerin, eine Braut, einen Faun, für Carmen, einen Fremdling, eine Frau im Anzug und ein Turnpferd.
Künstlerische Leitung und Choreographie: Susanne Hajdu
Organisatorische Leitung: Josephine Amschl
Tänzer/innen: Monika Zörrer (Ballerina), Walter Wittich (Faun), Riki Hörandl (die Frau im Anzug), Susanne Hajdu (die Braut)
Darsteller/innen: Erwin Stadler (der Fremdling), Evelin Roboz (Radfahrerin), Silvana Madureira (Carmen)
Licht und Lichttechnik: Irene Krassnitzer
Ton, Photos: Ulrike Seifert
Tontechnik: Brigitta Ehrenfreund
Toncollage: Susanne Hajdu
Graphik: Alice Götz
Wir danken Ann Wittig für ihre Mitwirkung.
Aufführungsorte: Messepalast Halle F Wien, Theatre Le Ranelagh Paris
Gefördert: BMUKS, Musisches Zentrum Wien, Werbeagentur Kolm, Wien Kultur
TANZTHEATER Susanne Hajdu
Tanz und formal nicht dem Tanz zuortbare Formen werden nebeneinandergestellt punktuell oder vollständig ineinander verschmolzen. Die Choreographin und Historikerin arbeitet mit dem politischen, historischen Sujet als assoziativem Gestaltungselement: Hier ein Tanztheater künstlicher Exilfiguren in ihrer zur Schau gestellten Einsamkeit.
Der Tanz, seine Demontage und die atmosphärische Schicht, die über den Stücken liegt, werden zur Demontage starrer gesellschaftlicher Muster. Die Dekonstruktion des klassischen Balletts durch Zerlegen in Einzelelemente, Unterbrechungen Wiederholungen und durch Verformung ist zunächst der mögliche Schritt einen neuen Ausschnitt zu zeigen, der Tradiertes aufbricht und ironisiert. Die typisierten Charaktere der Tänzer/innen und Darsteller/innen - bewußt emotional distanziert - werden zu gestaltenden Trägern des choreographischen Prozesses, der in ein durchkonstruiertes Konzept mündet; jedes Pathos zensurierend, jede Entlastung durch Tanz ironisierend.
Die Organisation des Raumes, Licht und Ton vernetzen die Inszenierung des äußeren und des emotionalen Geschehens.
Die Zuseher sind konsquent integrativer Bestandteil des Stückes - hier wird eine gemeinsame Welt imaginiert: die Welt der Gewalt, Erotik, Ironie, der Widersprüche und Fragen, eine Welt, die das Gegenteil von Exil nicht kennt.
VERBANNUNGSORT, ZUFLUCHTSTÄTTE wieder - gesehen
"Wie es wirklich war, wollen Sie wissen. Sie werden es nie erfahren. Niemand wird es je erfahren. Niemand wird es sich vorstellen können, der nicht Ähnliches erlebt hat."
(Charlotte Beradt, freie Journalistin in Berlin bis 1933, 1939 nach England emigriert, seit 1940 in New York)